Bunkertour Kanaltal (IT) 07-11-2015

Am 7. November 2015 wurden von uns insgesamt 5 Bunkeranlagen im italienischen Kanaltal besucht. Da wir diese Anlagen im Zuge einer Geocachingtour besuchten, waren uns 4 der 5 Standorte der gut versteckten Bunkeranlagen per GPS Ortung bekannt. !!!SPOILERWARNUNG!!! Für Geocacher enthält der folgende Beitrag Hinweise für das Auffinden des 5. Bunkers.

Die Bunkeranlagen gehören allesamt zum Vallo Alpino.

Vallo Alpino oder Vallo Alpino del Littorio (aus dem italienischen Alpenwall) ist der Name einer zu großen Teilen unfertig gebliebenen Befestigungslinie Italiens in den Alpen. Der Bau begann in den späten 1920er Jahren und endete offiziell 1942, an einigen Stellen wurde aber nach 1945 der Baubetrieb wieder aufgenommen.
Die Linie sollte die Grenzregionen zu Frankreich, der Schweiz, Jugoslawien und Österreich beziehungsweise dem Deutschen Reich sichern. Eine Vielzahl der Anlagen ist heute noch erhalten. Straßen, Wege und Bunker werden mitunter privat, touristisch bzw. gewerblich genutzt.
---aus Wikipedia

In den frühen Morgenstunden starteten wir unsere Reise von Wolfsberg aus. Nach einem Zwischenstopp in Klagenfurt fuhren wir in Tarvis von der Autobahn ab und folgten dann der SS13 nach Carnia bis hin zum ersten Bunker. Den Eingang zu dieser unterirdischen Festung fanden wir in einem aufgelassenen Eisenbahntunnel. 
Der aufgelassene Eisenbahntunnel
Im Eisenbahntunnel
Der Eingang zur Bunkeranlage
Durch eine unverschlossene Eisentür betraten wir somit die Anlage, welche sich überraschenderweise in einem sehr gutem Zustand befand. Vom Hauptgang zweigten immer wieder leere Räume links und rechts ab, welche alle beschrieben waren. Somit konnten wir erahnen wie es hier bei Vollbetrieb ausgesehen haben muss. 

Aufgemalter Wegweiser
Beschriftungen vor nahezu allen Räumen.
Entlang des Hauptganges


Teilweise noch verkabelt






Wir erforschten alle Räume, Gänge und Schießscharten bis wir endlich den gut versteckten Geocache bergen konnten. Beim Rückweg zum Auto wurde noch fleißig fotografiert. Bevor wir zu Bunker Nummer 2 an diesem Tag kamen, wurde ein kurzer Zwischenstopp für einen Geocache bei einem Wasserfall eingelegt. Hätten wir die Beschreibung dazu richtig gelesen, hätten wir auch gewusst, dass wir hier teilweise durchs Wasser mussten. und über ein Seil etwas klettern mussten. Weder Neopren-schuhe noch andere Hilfsmittel hatten wir im Gepäck. Nach kurzer Beratung ließen wir die Hosen fallen und durchwarteten barfuß und mit Boxershort das fast bis zur Hüfte reichende, eiskalte Wasser (zur Erinnerung: es war November) und erklommen die kleine Felswand. 
Im November doch eine Herausforderung





Barfuß ging es den Canyon aufwärts bis wir uns vor einem wunderschönen Wasserfall befanden. Der Geocache wurde auch rasch gefunden und wir nutzten die Zeit um diesen herrlichen Platz mit der Kamera fest zu halten.



Wunderschöner Wasserfall




Mit schmerzverzerrten Gesicht (barfuß am scharfen Fels und Schotter) stiegen wir wieder zum Ausgangspunkt dieses erfrischenden Abenteuers zurück und per Auto zu Bunker Nummer 2. 
Nach 10 Minütiger Autofahrt durch das italienische Dörfchen Cavazzo Carnico erreichten wir den "Parkplatz" für die Bunkeranlage. Das GPS deutete auf eine neuerliche, eisige Bachüberquerung welche wir auch kurzentschlossen unternahmen. Auf der anderen Seite des Baches folgten wir einem ausgetrocknetem Bachlauf weiter Richtung Endkoordinaten.
Bachüberquerungen im November sind die Besten
ausgetrocknetes Bachbett
 Wir entdeckten einen riesigen Felsblock und auch das zugehörige Loch aus dem dieser ausgebrochen sein musste. Durch dieses entstandene Höhlenportal entdeckten wir den Zustieg zur unterirdischen Festung. Als wir uns dem vermauerten, jedoch wieder geöffnetem Eingang näherten, kam uns aus einem kleinen Guckloch eine Eule entgegen und versetzte uns erstmal einen riesigen Schrecken.  Nachdem wir diesen Moment verdaut hatten stiegen wir durch die Mauer ins Innere. 

höhlenartiges Eingangsportal

rechts das Eulenloch, links der Einstieg in den Bunker

 Auf den ersten 10 Metern stank es furchtbar nach Exkrementen und totem Getier. Die Eule hatte ganze Arbeit geleistet. Dieser Bunker war nicht mehr ganz so in Schuss wie Nummer 1, jedoch in seinem Ausmaß um einiges gewaltiger. Der Gang teilte sich bald mal in links und rechts auf. Zuerst wurde der linke Teil der Anlage untersucht. Für uns war jedoch bald Ende im Gelände. Über eine Treppe wurde nur noch eine alte Schießscharte erreicht. Etwas davor ging es nur mehr mit Seil weiter, welches wir leider nicht hatten. wir konnten aber mindestens eine Etage unter uns erkennen. Wir konnten nur umkehren und den rechten Teil erkunden. 



Der rechte Teil setzte sich deutlich länger fort und es wurden einige Räume zusätzlich erkundigt. Interessantes zu finden gab es jedoch nicht. Plötzlich sahen wir etwas Tageslicht und entdeckten ein kleines Fenster nach draußen welche uns inmitten einer ausgetrockneten Schlucht blicken ließ. 

Blick aus dem Bunker in den Canyon
Wir erkundeten den Bunker weiter bis wir schließlich am Ende waren. durch 2 zugemauerte Eingänge mit Guckloch, blickten wir dann plötzlich von der ganz anderen Seite des Grabens auf das Höhlenportal am Einstieg. Nachdem wir alles fotografiert hatten, kehrten wir zurück zum Eingang, und folgten dem ausgetrockneten Bachbett weiter aufwärts in den vorhin erspähten Canyon. Dort bekamen wir dann schon bald das Guckloch zu sehen, aus dem wir in den Canyon blicken durften. Zur unserer Verwunderung war dieses in keiner Felswand, sondern in einer Brücke. Uns war im Bunker nie bewusst, dass wir uns gute 15 m über dem Grund befinden. 
Blick in den Canyon. Schön zu sehen das Fenster auf der Brücke
 In diesem Canyon war dann auch der Geocache versteckt, der uns eigentlich hier her führte. Am Rückweg zum Auto entdeckten wir dass ein paar Meter bachaufwärts jemand aus Paletten eine provisorische Brücke gebaut hatte. 

Die provisorische Brücke
Um erneuten nassen und kalten Füßen vorzubeugen, überquerten wir dieses Mal mit Hilfe der Brücke das Gewässer und konnten somit trockenen Fußes das Auto erreichen, Nach ca 15 Minütiger Fahrt kamen wir am Parkplatz für Bunker Nummer 3 an. Da am Parkplatz so herrlich die Sonne schien und es untypisch warm für November war, entschlossen wir uns hier erst mal zu pausieren und zu jausnen. Nach der Pause folgten wir einem kleinen Trampelpfad in Richtung eines weiteren Wasserfalls. Jedoch wurden die Büsche und Dornensträucher am Wegesrand zu dicht um etwas vom Wasserfall zu sehen. 

Weg zu Bunker Nummer 3
 Aber schon bald erreichten wir die Bunkeranlage. Diese war vom Zustand her wie Anlage Nummer 1 des heutigen Tages. Von der Größe her war er bisher der Kleinste.

gut erhaltene Stahltür
auch hier wieder Beschriftungen an den Wänden.
Heiz/Lüftungssystem
Die Erforschung der Anlage war daher relativ rasch erledigt und der darin versteckte Geocache rasch gefunden. Somit machten wir uns auf zu Bunker Nummer 4. Dieser sollte die größte Bunkeranlage an diesem Tag sein. Vom Parkplatz aus ging es einen Schotterweg den Berg hinauf und schon bald konnten mehrere Eingänge für die Anlage ausgemacht werden. Wir folgten aber brav dem GPS zum im Geocache-Listing beschriebenem Eingang. 





Ziel laut Geocaching war es den höchsten Punkt der Anlage zu erreichen. Nach einigen Minuten in der Dunkelheit wurde uns die enorme Größe dieser Anlage bewusst. Über einige Treppen und Leitern bewegten wir uns in der Anlage auf und ab, bis wir schließlich den Höchsten Punkt erreichten. Wir hofften die Orientierung in der Dunkelheit nicht zu verlieren, da die Anzahl der Abzweigungen in Räume und andere Gänge nicht zu unterschätzen war. 






In einem der vielen Räume mit Schießscharte hatten sich einige Skorpione gemütlich gemacht und wärmten sich an den Außenwänden, welche von der Sonne aufgewärmt waren. 


Durch die enorm vielen Gänge und der Zeitdruck der langsam aufkam, wussten wir leider nicht ob wir alles von dieser Anlage inspiziert hatten. Als wir durch einen weit tiefer gelegenen Ein/Ausgang dieses unterirdische Labyrinth verließen war auch die Sonne schon verschwunden. Wir wussten, dass wir uns beeilen mussten, wenn wir den Bunker Nummer 5 auch noch besichtigen wollten. Erst beim Berechnen der Koordinaten des letzten Bunkers fiel uns auf, dass wir vergessen hatten, uns eine Bonuszahl zu notieren. Zu Erklärung Bunker Nummer 5 ist ein Bonusgeocache, welcher nur gefunden werden konnte, wenn man sich 4 Bunuszahlen, welche in den 4 Bunkeranlagen davor zu notieren waren, aufschrieb und somit die Lage des letzten Bunkers errechnen konnte. Glücklicherweise konnte durch etwas Trickserei die finale Position doch noch ausgemacht werden. Also schreiteten wir los. Der Bunker befand sich mitten im weitem Flussbett des Fiume Tagliamento. Da wir zwar den Bunker von der Weite sahen, aber leider nicht, den Hauptstrom des Flusses. Auf Satellitenfotos konnte auch nicht vertraut werden, da sich der Fluss ständig umgräbt. Uns blieb also nichts anderes übrig als unser Glück von der Seite des Flusses zu probieren, auf der wir uns gerade befanden. Nach weiteren diversen Durchwartungen kleinerer  Nebenflüsse (meist knietief) schien das Ziel endlich erreicht zu sein. 
Flussbett


Leider sperrte der Hauptfluss uns den Weg ca. 20 m vorm Ziel ab, sodass wir etwas gefrustet umdrehen mussten, da die Strömung und die Tiefe des Hauptstromes einfach unüberwindbar für uns waren. Langsam wurde es auch dunkel. Zurück beim Auto suchten wir uns auf der Karte einen Punkt auf der anderen Seite des Flussbetts, von welchem aus wir hofften, diesmal die Anlage zu erreichen. Nach 5 minütiger Fahrt erreichten wir den aus dem Weltall gewählten Punkt und machten uns wieder Richtung Flussbett auf. Der immer näher rückenden Dunkelheit trotzten wir mit unseren Stirn und Handlampen. Durch einen kleinen Weg durch ein schönes Waldstück, wurde schon bald das Flussbett erreicht. Nach nochmaligen durchwarten eines Nebenarm des Flusses konnte der Bunker endlich erreicht werden. Doch leider war die Tür verschlossen. Etwas gefrustet suchten wir an den Außenmauern, welche wie ein Felsen getarnt waren, nach einem anderen Eingang. Schließlich zwängten wir uns durch einen Lüftungsschacht in das Innere der kleinsten am heutigen Tage 
besuchten Anlage. 
Einstieg durch Luftschacht





Der Bunker war schnell erforscht und auch der Geocache konnte schnell gefunden werden. Als Ausgang nahmen wir diesmal aber eine richtige Tür, die von außen so gut getarnt war, sodass wir diese einfach übersehen hatten.


Eine wunderbare Tagestour mit erfrischenden Highlights. Für all jene, welche wissen wollen, welche Geocaches gemeint sind, hier die Links zu den Caches:

Bunker 1   Rio Barbaro

Bunker 2   Punto di vista

Bunker 3   Cascata

Bunker 4   L'oscurita

Bunker 5   Bonus-Rock

Wasserfall  Torrente Favarinis